[Raben in Cislahnanien]

Es war schon dämmrig geworden, das konnte man durch die halb zugezogenen Brokatvorhänge sehen, einen trauernden, sterbenden Garten, über dessen Rasenfläche fast zur Gänze verfaultes Fallobst verteilt lag, Rabengeschrei war von fern her zu vernehmen, herinnen im Hause herrschte eine wohlig warme Heimeligkeit, welche durch den Geruch nach Bier und abgebrannten Tabaks-Knaster noch unterstrichen wurde. Am Tresen stand eine Schar junger, recht gepflegt wirkender junger Männer in gelöster Haltung, gedämpfte, lediglich von Zeit zu Zeit durch einige Lacher unterbrochene Konversation über dies und das betrieben. Mittendrin stand auch S.. S. war im Gegensatz zu den anderen Männern ein alter, von der Last des Lebens gramgebeugter Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Er hatte bereits früh über chronische Kreuzschmerzen und übermäßigen Blasendrang geklagt, seine Klage war aber von stiller, in sich gekehrter Art gewesen, wie überhaupt S. mit den Jahren ein stiller, zurückgezogener Mensch im Herbst des Lebens geworden war. S. freute sich an der Jugend seiner Corpsbrüder, "laßt junge Männer um mich sein!" hatte er immer heimelich bei sich gedacht. tiefe Sorgenfurchen hatte ihm die Last der Jahre ins Antlitz gegraben, sein noch immer erstaunlich volles Haupthaar war von aschgrauer Farbe. Traurig und leer starrte er in sein Glas, in welches der Große Meister im Himmel seine ganze Vergangenheit hineingeschenkt hatte. Dann, es war Glock sieben, schloß er für immer seine Augen, er hatte sein Leben im Kreise seiner lieben Corpsbrüder vollendet. Still lag das Haus, dann schrie ein Rabe und es ward Nacht.